Um es vornweg zu nehmen: Ich habe aus dem heutigen Regentag das Beste gemacht.
Da ich davon aus ging, dass der Optiker eh erst um 10:00 Uhr öffnen würde hatte ich mir am Morgen Zeit
gelassen. Bei Nieselregen verließ ich das Hostal zum Frühstücken. Am kleinen Dorfplatz gab es gleich
mehrere Bars. Ich entschied mich für eine und bestellte mir ein Boccadillo nebst Cortado.
Um kurz nach 10 war ich dann beim Optiker. Die junge Dame, die zum Glück etwas Englisch sprach, machte
mir leider klar, dass Kleben nicht helfen würde. Ich hatte mir das ja schon gedacht. Gläser gibt es
außerdem nur im Zweierpack und diese brauchen eh eine Woche. Zum Glück hatte sie Tesa und geschickte
Hände. Die Brille wurde schnell geklebt und würde hoffentlich diesen Urlaub halten.
Nachdem das Brillenproblem geklärt war verließ ich Tabernas um den Ausgangspunkt für meine morgige
Wanderung zu finden, außerdem wollte ich mir an der Touri-Info ein paar Tipps abholen.
Der Regen hatte inzwischen zwar aufgehört aber
immer noch hingen dicke dunkle Wolken am
Himmel. Kein Wunder, das auf dem Parkplatz von
Oasis-Mini Hollywood kaum etwas los war. Die
Touri-Info war geschlossen. Leider gab es auch
keinen Aushang bzw. Öffnungszeiten oder
Infomaterial.
Von einer Kassiererin am Oasis-Mini-Hollywood
erfuhr ich, dass die Info lediglich zur Hauptsaison
geöffnet hatte. Na klasse!
Neugierig fragte ich mal nach dem Eintrittspreis.
Ich hoffte, dass wegen dem schlechten Wetter, der
Preis reduziert wäre, aber deswegen änderten die
hier nicht den Preis. Das Vergnügen hätte auch
heute 22,50 € gekostet. Die Dame hinter der Kasse hatte Verständnis, dass ich dies nicht zahlen wollte. Die
einzigen Besucher waren wohl Urlauber mit Kinder aus der Umgebung von Almeria. Lt. Wetterbericht sollte
es dort heftig regnen.
Dank der netten Kassiererin war mir der Einstig für die morgige Wanderung jetzt auch klar. Entspannt
fotografierte ich noch etwas über den Zaun und lief auf noch etwas in Richtung meines Wanderweges.
Jetzt wurde es aber langsam Zeit für Los Millares. Gestern war ich dafür schon zu spät dran, da diese
archäologische Stätte leider nur bis 14:00 Uhr geöffnet hat. Blöderweise hatte Navilinchen keine Idee wo
ich hin wollte, daher musste ich erst etwas suchen. Dies dauerte mal wieder länger als gedacht und dann
wurde ich auch noch von einem schönen Viadukt aufgehalten.
Erst gegen 12:45 erreichte ich
Die einzige Dame die etwas Englisch sprach erklärte mir wie lange ich für beide Wege brauchen würde und
machte mir klar, dass ich aber nur einen schaffen könnte. Ich fragte sie welcher der interessantere wäre.
Keine Ahnung, ob sie mich verstand. Sie schickte mich auf den rechten Weg. Da dieser der Kürzere war
schlug ich ihn ein.
Schon alleine der Weg war klasse. Überall gab es schöne Blümchen.
Aber die eigentliche Stätte verschlug mir dann fast den Atem. So toll hatte ich mir die Anlage nicht
vorgestellt, denn die Infos und Fotos, die ich im Internet gefunden hatte gaben bei weiten nicht wieder, was
ich hier vorfand. Vielleicht lag dies daran, dass vieles erst vor kurzen fertiggestellt wurde.
Am Ende des linken Weges stand ich vor einer kleinen Siedlung. Ehemals bedeckte die Siedlung eine Fläche
von etwa fünf Hektar.
Anhand der nachgebauten Siedlung kann man das Leben dieser kupferzeitlichen Siedlung sehr gut
nachvollziehen.
Wie unglaublich diese Anlage war, wurde mir erst klar als ich die nächste Gebäudegruppe erkundete.
Hierbei handelte es sich nicht um eine Siedlung, sondern um eine Nekropole.
Im ersten Moment konnte ich gar nicht glauben was ich sah. Überzeugt euch selbst und staunt!
Ja, ihr seht richtig.
Ich blickte in ein Massengrab mit Grabbeigaben. So nahe war ich Skeletten noch nie gekommen.
Noch ist Los Millares bei weiten nicht ganz ausgegraben und untersucht, um so erstaunlicher fand ich es,
dass die Archäologen Besucher so nahe an diese Nekropole heran kommen lassen.
So gerne ich etwas länger geblieben wäre, sputete ich mich noch auf die andere Seite der Anlage zu
kommen. Ich hatte jetzt Blut geleckt.
Die andere Seite war noch größer aber bei weiten nicht so wiederhergestellt wie die linke Seite. Trotzdem
fand ich es sehr interessant.
Hier findet man eine ganze Reihe von Rundhütten in der unterschiedlichsten Form ihrer Ausgrabung und
Erhaltung.
Man sieht, dass es hier noch einiges zu Entdecken gibt. Von daher macht es sicher Sinn, in ein paar Jahren
hier erneut vorbei zu kommen um zu sehen, wie weit die Ausgrabungen fortgeschrittenen sind.
Um 13:50 Uhr erreichte ich wieder den Parkplatz.
Da ich noch schnell auf die Toilette wollte ging ich noch einmal ins Besuchszentrum, das ich vorhin ja links
liegen gelassen hatte. Dort war wieder die junge Frau die mir den Weg erklärt hatte. Als ich von der Toilette
kam fragte ich sie, ob sie wirklich keine Unterlagen von dieser Anlage hätte. Sie meinte doch und lief in den
nächsten Raum und kam dann mit einer Beschreibung in Englisch heraus. Ich schaute sie ungläubig an und
fragte, warum sie mir dies nicht gegeben hätte bevor ich mich auf den Weg gemacht hatte, aber statt einer
Antwort schaute sie mich nur mit großen Augen an. Diesen Blick kannte ich inzwischen. Sie verstand nur
BAHNHOF. Auch bei ihr, wie bei vielen jungen Leuten in Andalusien, reichten ihre Englischkenntnisse nicht
aus um sich zu unterhalten. Ich bedankte mich daher und machte mich auf den Weg.
What nu?!? Spät war es ja noch nicht und ich hatte Hunger. Ich schaute auf meine Karte und beschloss
nach Nijar zu fahren. Keine Ahnung wieso, aber der Ort war mir irgendwie im Ohr geblieben. Ich wusste
nur nicht wieso.
Gleich am Ortseingang fand ich ein Restaurant. Da es inzwischen 15:00 Uhr war zackerte ich nicht lange
und hielt an. Es war eine Pizzeria (El Mirador).
Da mir die Pizzakombis nicht gefielen bestellte ich einen Salat und einen Hamburger mit Pommes. Der
Salat war gut, der Hamburger hatte ein pappiges Brötchen das gleich zerfiel und die Pommes schmeckten
komisch. Ich bin aber satt geworden.
Anschließend bin ich dann noch eine kurze Runde durch das Örtschen gelaufen.
In der dortigen Touri-Info stieß ich wieder auf eine junge Frau die kaum Englisch konnte. Ich schnappte mir
daher nur einen Stadtplan und ging. Der Ort war ja ganz nett aber mal ehrlich: Ich finde „Weiße Städte“
recht langweilig. Das ist immer das gleiche. Sie liegen am Hang, die Kirche ist in der Mitte und überall
stehen schöne Blümchen im Topf. Schaut selbst:
O.k., nachdem das abgehakt war fuhr ich über die Berge nicht zu den 7 Zwergen sondern nach Tabernas
zurück. Rückblickend hatte ich Nijar mit Nerja, einem wohl sehr schönen Ort an der Costa del Sol,
verwechselt.
Als erstes blickte ich auf die riesigen Plastikplanen der Obst- und Gemüseplantagen. Das ist der Hammer!
Oder?
Im weiteren Verlauf war die Strecke allerdings recht nett. Bei schönem Wetter wäre sie wahrscheinlich
sogar klasse gewesen.
Als ich in Tabernas einfuhr kam ich an einem Supermarkt vorbei, den ich gleich enterte. Wegen dem späten
Mittagessen war ich nicht wirklich hungrig und so entschied ich mich zum Abendessen einfach etwas Brot,
Käse und Salami und Tomaten zu kaufen. Somit war der Abend gerettet.
Im Ort fand ich zum Glück gleich einen Parkplatz und als ich schon alle Sachen aus dem Auto geladen hatte
um auf mein Zimmer zu gehen, kam gerade die Sonne so schön raus und bei der kleinen Bodega standen
ein paar Tische vor dem Kirchplatz. Das war zu verlockend.
Da kein Tisch mehr frei war fragte ich eine Dame ob ich mich zu ihr setzen könnte. Ich glaube auch sie
freute sich über etwas Gesellschaft. Vicky, eine Engländerin aus Suffork hat mir ihrem Freund, einem recht
wild aussehenden Tätowierer hier ein Haus. Ihr Traum war es für immer hier zu leben. Mit den beiden habe
ich mich ein gutes Stündchen verquatscht. Da es dann aber doch etwas frisch wurde und ich mein Bierchen
leer getrunken hatte, verabschiedete ich mich und ging auf mein Zimmer.
Irgendwie hatte ich aber noch Hummeln im
Hintern. Ich war heute ja auch kaum gelaufen.
Ich schnappte mir daher meine Kamera und
spazierte noch etwas durch den Ort.
Letztendlich landete ich auf dem Weg zum
Castillo. Doch leider schoben sich wieder dunkle
Wolken vor die Sonne und es sah nicht danach
aus, dass es besser werden würde. Ich
entschied mich daher umzudrehen.
Doch da entdeckte ich diesen bunten Vogel.
Ich traute meinen Augen kaum. War
dies wirklich eine Taube???
Vorsichtig näherte ich mich diesem
bunten Vogel.
So ne bunte Taube hatte ich ja noch nie gesehen.
Der Vogel war auch gar nicht scheu und blieb ruhig sitzen.
Kurz darauf entdeckte ich einen Mann, der unentwegt in ein
Walki-Talki sprach. Ich zählte 1 + 1 zusammen und 2 ergab,
dass es sich hierbei wohl um eine Brieftaube handelte.
Offensichtlich wartete der Mann auf weitere Vögel. Mit
Händen und Füßen fragte ich ihn, wie die Farbe auf die Taube
kommt und er zeigte mir, dass sie einfach angemalt werden. Wie abgefahren ist das denn.
Aber wenn es den Vögeln nicht schadet, soll es mir recht sein.
Ich glaube den Rest des Weges hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht. Die sind echt etwas grazy hier.
Zurück im Zimmer veranstaltete ich ein kleines Picknick und sortierte dabei meine Papiere. Der Plan für
morgen war auch gefasst. Jetzt musste morgen nur noch das Wetter mitspielen.
Infobox
Gefahren: ca. 155 km
Gelaufen: 12 km
Wetter: Bewölkt, regnerisch bei ca. 17 -
20°C