Von hier aus geht es zum
Hatte ich schon erwähnt, dass ich total verliebt in Andalusien bin?
Auch heute war wieder ein Hammertag, obwohl er sehr früh und etwas chaotisch begann.
Noch im Dunkeln fuhr ich los zum Caminito del Rey.
Um 7:15 Uhr war ich auf der Piste. Das ganze Auto war beschlagen. Kein Wunder bei gerade einmal 2,5 °C.
Sonnenaufgang war erst kurz vor 8:00 Uhr.
Wow sah das toll aus. Schade nur, dass ich überhaupt nirgends halten konnte. Ich hätte so gerne diesen
Moment genossen.
Letztendlich war es wohl gut. Ebenso, dass ich mir keine Zeit genommen hatte um einen Kaffee zu trinken
und ein Brötchen zu kaufen. Zum Glück hatte ich mir gestern Morgen ein Brötchen geschmiert. Bananen
hatte ich auch dabei. Aber zum Essen bin ich erst einmal eh nicht gekommen.
Um 9:00 Uhr stand ich am Parkplatz
vom Caminito. Dachte ich!
Wie sich herausstellte war dies der
Parkplatz am Ausgang.
Leider war dies der einzige der
Ausgeschildert war. Auf meine Frage,
wie ich denn zum anderen Parkplatz
kommen könnte wurde mir immer nur
erklärt „mit dem Bus“. Also stieg ich in
diesen.
Der Bus fuhr wie eine Schnecke die
Serpentinenstraße entlang.
So langsam schwante mir, dass ich
nicht rechtzeitig am Eingang sein
würde, um meine gebuchte Tour
mitzumachen.
Im Stakkato-Schritt lief ich die ersten
1,5 km entlang des schönen Stausees zum Eingangsbereich. Da mir die Zeit davon lief traute ich mich kaum
für ein Foto stehen zu bleiben. Ein Foto habe ich aber geschossen.
Am Eingangsbereich des Caminitos stand schon eine Traube von Menschen versammelt. Sie alle hofften
noch auf Tagestickets.
Ich drängelte mich durch die Menschenmassen und erklärte dem Typ am Eingang, dass ich etwas spät sei.
Um 9:45 Uhr sollte meine Tour starten, inzwischen war es schon nach 10:00 Uhr.
Der junge Mann meinte: „“No passa nada“ = „nichts passiert“ und gewährte mir Einlass.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war. Immerhin hatte ich wegen dieser Wanderung noch
kurz nach Weihnachten meinen Flug geändert und die Tour umgebucht. What a drama!!!
Die nächste Tour war schon fast bereit loszugehen. Ich allerdings nicht! Ich bat noch darum schnell auf
Toilette gehen zu können.
Als ich wieder kam bekam ich einen Helm mit Haarnetz und ein Kopfhöhrerset verpasst. Unser Guide war
eine junge Frau, die uns recht informativ und unterhaltsam durch den Caminito führte.
Eigentlich wollte ich ja keine Tour buchen, aber letztendlich war ich doch ganz froh, denn auch ohne Tour
läuft man nicht alleine, da der Caminito sehr gut besucht ist.
Um 10:15 ca. ging es los. Den ersten Halt hatten wir gleich an der Staumauer. Hier erfuhren wir einiges
über den Stausee. Ich muss gestehen, dass ich viel zu fasziniert war von den Felsen auf der gegenüber
liegenden Seite. Ich habe wirklich alles vergessen, was sie hier erzählt hat.
Kurz darauf kamen wir an das Drehkreuz. Von hier ab verläuft der Weg für die nächsten Kilometer entlang
des renovierten schmalen Pfades mitten in der Felsschlucht. Ich konnte es kaum abwarten.
Wie man sehen kann, ist der neue Weg sehr gut abgesichert.
Die Teilnehmer der organisierten Tour erkennt man an den grünen Helmen. Die Guides tragen orangene
Helme. Weiße Helme tragen Besucher ohne eine Tour.
Unser Tour-Guide, ich nenne sie mal Carmen, war schon sehr angenehm. Sie laberte uns nicht voll, hatte
aber ein paar nette Infos parat und ließ uns relativ frei laufen.
An markanten Stellen blieb sie immer mal wieder stehen und machte uns auf Sachen aufmerksam. Hier
z.B. auf die alte Wegführung. Ganz schön abenteuerlich! Oder?
Noch lag die Schlucht im Schatten.
Aber schon hinter der nächsten Kurve drängelten sich die ersten Sonnenstrahlen in die Felsritzen.
Wie man sieht war ganz schön was los auf dem Weg.
Von daher war es auch egal, ob man in einer Tour unterwegs war oder alleine, denn alleine ist man hier nie
und man kommt weder schneller noch langsamer voran.
Mit einer Tour zu laufen hat den Vorteil, dass man auch noch etwas erfährt. So erzählte uns Carmen, dass
der verantwortliche Architekt hauptsächlich Seeleute mit dem Transport der Materialien über die engen
Stege betraute, da sie es von Berufs wegen gewohnt waren auf schmalen schwankenden Balken Material
zu transportieren. Erstaunlicher Weise kam während der gesamten Bauphase des Staudamms nicht ein
Arbeiter auf diesem sehr abenteuerlichen Weg ums Leben.
Im Mittelstück der Tour verlässt man den Bohlenweg und läuft im inzwischen breiter gewordenen Canyon.
Etwa in der Mitte der Route befindet sich die sogenannte Königsbrücke. Den Namen erhielt sie, nachdem
das Gesamtprojekt fertig war, und König Alfonso XIII. am 21. Mai 1921 zur Einweihung kam, um das
Bauwerk von Rafael Benjumea zu bewundern. Leider schritt der König nur einmal über die Brücke und
verzichtete auf die Besichtigung des gesamten Bauwerkes. Trotzdem erhielt der Weg seinen Namen.
In Anerkennung seiner einzigartigen Leistung wurde Rafael Benjumea zum „Grafen von Guadalhorce“
(Conde del Guadalhorce) geadelt und der neue Staudamm wurde ihm zu Ehren Conde del Guadalhorce
benannt.
Die Bewohner der Nachbardörfer nutzten fortan den Weg tagtäglich: die Kinder als Schulweg, die Männer
zum Arbeitsstätte, die Frauen bei Einkäufen. Nachts war der Caminito beleuchtet, Reste der Laternen sind
noch heute zu finden.
Die Tour war einfach nur klasse.
Ich genoss wirklich jeden Schritt auf diesen sehr schön angelegten Bohlenweg entlang des Canyons.
Inzwischen erinnerte die Landschaft sehr an den amerikanischen Südwesten. Ich war total fasziniert.
Es wurde Zeit für eine kurze Rast, denn auf dem Bohlenweg ist es doch recht eng und man kommt daher
kaum zum Trinken.
Der Weg durch den Canyon war echt der Hammer. Was für eine Landschaft.
Sogar ein verlassenes Haus gibt es hier. Der Erklärung über den Sinn und Zweck dieses Hauses habe ich
allerdings nicht zugehört, da mich die Umgebung zu sehr gefangen nahm.
Unglaublich! Oder?
Der letzte Abschnitt führt wieder über einen Holzsteg.
Hier entdeckte ich viele blühende Pflanzen, sogar wilde Orchideen. Es ist doch schon unglaublich, wie die
Natur sich ihren Weg bahnt.
Zu gerne hätten wir einen Zug hier durchrauschen gesehen.
Rückblickend hat mir dieser letzte Abschnitt am besten gefallen. Dies lag sicherlich daran, dass man hier
einen recht guten Blick auf den alten Weg hatte.
Kaum zu glauben, dass dieser von den Anwohnern als Weg zur Arbeit genutzt wurde. Ich denke, da stellen
sich nicht nur bei mir die Nackenhaare hoch und ich bin immerhin schwindelfrei.
Insgesamt ist der Caminito heute weder anstrengend noch gefährlich.
Höhenunterschiede gibt es kaum und mit seinen 7 km ist der Weg auch nicht so lange. Lediglich für Leute
mit Höhenangst könnte es bei der kleinen Hängebrücke etwas schwierig werden.
Aber hier ist alles so durchorganisiert, dass es selbst dafür sicher eine Lösung gibt.
Mir hat die Tour super gut gefallen!
Es war die richtige Entscheidung, den Flug dafür noch einmal umzubuchen!!!
Hinter der Schwebebrücke läuft man noch etwas über die Blanken. Hierbei hat man einen sehr schönen
Blick ins Tal und auf den smaragdgrünen Rio Guadalhorce der hier in den Stausee Tajo de la Encantada
mündet.
Auf dem Rückweg kam ich noch an diesem schönen Viadukt vorbei.
Ein letzter Blick zurück!
Am Auto gab es noch einen kleinen Schreckmoment, denn die Karre war die ganze Zeit nicht verschlossen
und neben meinem Gepäck im Kofferraum lag mein Tablet auf dem Beifahrersitz. Nach einer kurzen
Schrecksekunde konnte ich feststellen, dass alles noch da war. Puh! Glück gehabt!!!
Nach einer kurzen Pipipause wollte ich weiter zu einer Kirche aus dem 9. Jrh.
Da ich über wenig Information verfügte versuchte ich im Besuchszentrum am Ausgang des Caminitos ein
paar Infos abzugreifen.
Aber ein kurzer Blick sagte mir, dass es hier nichts zu geben schien. Der einzige Mitarbeiter in diesem sehr
karg ausgestatteten Besuchszentrum sprach auch nur sehr radebrechernd englisch und war gerade mit
einem älteren deutschen Ehepaar, dass sich offensichtlich überhaupt nicht mit der Gegend bisher befasst
hatte, beschäftigt.
Ich schaute daher, dass ich weiter kam und hoffte, dass meine Koordinaten stimmen würden.
Sie stimmten! Das Eintrittshäuschen steht zwar so unscheinbar am Wegesrand, dass ich fast vorbei
gefahren wäre, aber zum Glück ja nur fast. Nachdem ich mein Ticket (2,00 €) bezahlt hatte spazierte ich mit
einem kleinen Plan bewaffnet auf der anderen Straßenseite hinauf in die Anlage.
Im Internet war ich auf Fotos dieser Kirche gestoßen. Keine Frage: Hier musste ich hin. Ein schmaler, leicht
aufsteigender Weg führt durch die Anlage. Wie ich mir schon gedacht hatte, war ich alleine unterwegs.
Man fühlt sich sofort in eine andere Zeit versetzt.
Eine halbe Stunde später war ich auf dem Weg nach Antequera.
Da es immer noch recht früh war hielt ich am Stausee Tajo de la Encantada an einem kleinen Restaurant,
das mir schon auf der Hinfahrt aufgefallen war. Eine gute Entscheidung!
Das Essen war lecker und preiswert und die Gesellschaft sehr angenehm.
Noch konnte ich mich nicht von diesem Anblick lösen. Diese Farbe des Tajo de la Encantada machte mich
ganz wuschig.
So gegen ½ 3 fuhr ich langsam weiter. Wobei die Betonung auf „langsam“ lag.
Navilinchen wollte mich eigentlich am Eingang des Caminito del Rey vorbei führen. Ich hatte aber keine
Lust auf diese Gurkerei und entschied mich, nach einem Blick auf meine Landkarte wieder so rauszufahren,
wie ich reingekommen war. So kam ich in den Genuss einer wunderschönen Fahrstrecke. Schaut selbst:
Entlang der Strecke blühte es nur so um die Wette.
Manchmal war die Streckenführung etwas gewöhnungsbedürftig.
Ich zögerte schon etwas als mich
Navilinchen über diese Staumauer
lotste.
Aber ein Blick auf die Karte verriet
mir: „Ich war richtig!“
Hinter der Staumauer wurde die
Strecke richtig schön.
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Am liebsten hätte ich alle paar Meter angehalten.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich um ein Haar auf der A343 einen Auffahrunfall verursacht hätte. Eine
Ziegenherde war schuld daran, dass ich den nachfolgenden Verkehr total vergaß und einfach stoppte. Die
Fahrerin hinter mir hatte es wohl geahnt und nahm es mit Humor.
Eine tolle Landschaft und die Eselchen gab es gratis dazu!
Dieser kleine Umweg hatte noch einen weiteren Vorteil. Aus der von mir gewählten Anfahrt hatte ich einen
tollen ersten Blick auf die Alcazaba von Antequera. Was soll ich sagen: „Es war Liebe auf den ersten Blick!“
Nachdem ich mein Hotel bezogen hatte (wieder eine sehr gute Wahl) fuhr ich meinen Mietwagen auf einen
nahe gelegenen Parkplatz und inspizierte erst einmal diese schöne kleine Stadt.
Antequera war eine echte Überraschung!!!
So schön, so sauber und gepflegt, so wenige Touristen, so entspannend. Wieso kennt niemand diese Stadt.
Ich kapiere es nicht. Ich bin noch den ganzen späten Nachmittag bis 19:30 Uhr durch die Stadt
geschlendert.
Am Ende des heutigen Tages hatte ich fast 17 km auf der Uhr.
Bevor ich ins Bett bin gab es gegenüber dem Hotel noch leckeres Abendessen.
Antequera a la noche
Zur Abwechslung mal ein Blick in die schöne Landschaft jenseits des ersten Abschnitts der Tour
Trotz steiler Gassen nahm ich mir Zeit für ein Foto
Infobox
Gefahren: 157 km
Gelaufen: 17 km
Wetter: Sonnig ca. 17 - 22 °C
Die Königsbrücke