Sonntag, 8.10.2017
Als ich heute Morgen erwachte und mir meinen ersten Kaffee einflößte, genoss ich diesen mit Blick
auf Schafe. Fotografiert habe ich sie leider nicht, denn ich war viel zu faul um die Kamera zu holen.
Das Frühstück in der Pure Magic Lodge war eines der Besten der ganzen Reise. Kein Wunder, dass
ich erst kurz vor 10:00 Uhr auf dem Weg war. Eine Wolleskorte begleitete mich bis zum Auto.
Der letzte Tag meiner Rundreise sollte mich in das verlassene Dorf führen. Darauf war ich schon
sehr gespannt, denn Rückblickend kann ich sagen, dass eigentlich die ganze Reise um diesen
Besuch geplant war. Das dieses Jahr auch noch von Arbeit und Leben Hessen ein Bildungsurlaub,
der sich u.a. um Böll‘s Irisches Tagebuch drehen sollte geplant war, war mehr als ein glücklicher
Zufall.
Heute wollte ich mir allerdings das Dorf einmal ganz in Ruhe anschauen. Die Wetteraussichten
waren leider wieder einmal nicht die Besten.
Heinrich Böll beschrieb dieses verlassene Dorf in seinem Buch „Das Irische Tagebuch“ als das
Skelett einer menschlichen Siedlung. Ein sehr anschaulicher und treffender Satz!
Wie bei Böll und seiner Familie fiel auch mein erster Blick auf das Skelett, nachdem ich die erste
Kuppe des Hügels erreicht hatte. Von der Straße, die Keel und Dugort verbindet, ist das Dorf
schemenhaft zu erkennen.
An die 100 Ruinen ranken sich wie ein Rückgrat entlang des Südhangs des Berges Slievemore.
Direkt daneben liegt der Friedhof Slievemore. Diesen wollte ich mir aber erst nach der
Besichtigung des Dorfes näher anschauen.
Jetzt machte ich mich erst einmal auf den 1,5 km langen Weg entlang der Ruinen. Wären da nicht
die Schafe gewesen, die hier überall zwischen den Ruinen saßen und vor sich hin schlummerten,
dann wäre es mir sicher nicht so wohl in meiner Haut gewesen, hier alleine durch die Gegend zu
stampfen.
Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie waren diese grauen, verfallenen Mauern ein
gespenstischer Anblick. Wahrscheinlich lag es an dieser Eintönigkeit der Bauweise. Eins war klar,
dieses verlassene Dorf war ganz anders als die Ghost Towns in den USA, die ich bisher kannte.
Vom Parkplatz aus folgte ich erst einmal dem breiten Weg unterhalb der meisten Häuser. Auffällig
ist, dass fast alle Häuser in Nord-Süd Ausrichtung angelegt sind. Dies ist wohl auch der Grund
dafür, dass Böll sogleich an ein Skelett dachte. Ursprünglich hatten die ohne Mörtel gebauten,
meist rechteckigen Häuser strohgedeckte Giebeldächer. Diese Dächer waren wahrscheinlich schon
nach kürzester Zeit verrottet.
Noch spazierte ich entlang des breiten Weges als ich vor mir eine Schafherde entdeckte. Obwohl
ich näher kam blieben die meisten Schafe dort wo sie waren. Ich war wohl zu früh und das Wetter
war viel zu unfreundlich, um den gewohnten kuscheligen Platz aufzugeben. Gut für mich! So hatte
ich ausreichend Zeit für ein paar schöne Aufnahmen.
Hinter der nächsten Biegung schaffte ich es dann endlich über den Graben zu den Häusern zu
gelangen. Auch hier lagen überall Schafe zwischen den Ruinen.
Was für ein krasses Einerlei an Häusern. Der einzige Unterschied schien der Verrottungsgrad zu
sein. Nirgends entdeckte man auch nur ein Fitzelchen Holz oder Metall, nur Steine, soweit man
blicken konnte. Den Schafen schien es egal zu sein. Mit sicheren Schritten bewegten sie sich auf
dem morastigen Boden. Während sie das Gelände kannten, musste ich bei jedem Schritt schauen
wohin ich trete, denn der kleine Fluss der in Rinnsalen den Berg hinunter floss verwandelte den so
grün erscheinenden Boden in glitschigen Morast.
Das einzige weitere Tier
das ich zwischen den Ruinen
entdeckte war diese
schwarze Nacktschnecke.
Immer öfters lugte jetzt etwas blauer Himmel durch die dicke Wolkenschicht. Ich schien Glück zu
haben. Das Wetter wurde langsam besser. Da wurden selbst die Schafe munter.
Im hinteren Drittel des Dorfes kam ich mit einem Paar aus Kanada ins Gespräch. Wir schwatzten
etwas miteinander über unsere jeweilige Reiseroute. Als dann die Sonne doch noch nur die Wolken
brach trennten sich unsere Wege, denn wir wollten alle noch etwas fotografieren.
Herrlich! Mit Sonnenschein und etwas blauen Himmel sieht die Landschaft gleich ganz anders aus.
Fast schon etwas kitschig.
Natürlich gibt es noch weit mehr Fotos vom verlassenen Dorf, aber mit diesem Pano und der
vierer Gang möchte ich es erst einmal belassen.
Weitere Fotos findet ihr in der
Wieder zurück am Parkplatz spazierte ich nun über die Straße zum alten
Da ich nur kurz über die Mauer lugte kann ich nicht viel zu diesem Friedhof schreiben. Die meisten
Gräber scheinen aus dem Ende des 18/19. Jahrhunderts zu stammen.
Da das Wetter immer noch recht gut war, schaute ich das ich weiter kam, denn ein Ziel hatte ich
noch auf dieser faszinierenden Insel. Da es mir an Zeit und auch an ausreichender Fitness
mangelte um eine Wanderung zum Croaghaun (die höchsten Cliffs Irlands) anzugehen, beschloss
ich wenigsten zum Gipfel von Minaun, dem dritt höchsten Berg Achills zu fahren. Von hier aus
sollte man einen tollen Blick auf die Insel haben.
Obwohl sich das Wetter wieder einmal verschlechterte war die Anfahrt spektakulär.
Je höher ich fuhr, um so steiler und schmaler wurde die Straße. Da es leider keine Einbuchtungen
gab, gibt es davon keine Fotos. Halten konnte ich erst an einem kleinen Plateau unterhalb des
eigentlichen Parkplatzes bei den Sendemasten.
Diese Aussicht hatte ja schon etwas. Was soll ich sagen: Bei Sonnenschein wäre es unglaublich
gewesen.
Als nächstes stoppte ich bei den Sendemasten. Von hier aus ging es nur noch zu Fuß weiter.
Von hier aus konnte man schon einen ersten Blick auf 3 km langen Strand von Trawmore werfen.
Vor mir lag ein Hügel, der erklommen werden wollte. Von meinem Standpunkt aus sah es gar nicht
so weit aus bis an die Spitze, aber ich kann euch sagen, der Weg zog sich wie ein Kaugummi.
Ab etwa der Hälfte der Strecke konnte ich erkennen, dass sich auf der Spitze des Hügels eine
Skulptur befand.
Nur alleine durch den
Anblick der Skulptur
wäre ich nicht darauf
gekommen, dass es sich
hierbei um die Jungfrau
Maria handeln sollte,
aber zum Glück gab es
ja eine Tafel die darauf
hinwies.
Von der Spitze des Gipfels hatte man noch einmal einen tollen Blick auf den Strand von Trawmore
und über einen Teil der Insellandschaft.
Nachfolgend noch ein paar Impressionen von der Rückfahrt.
Da muss man erst einmal vorbei kommen!
Eigentlich wurde es ja langsam Zeit Achill Island den Rücken zu kehren und ich war ja auch schon
fast an der Ausfahrt als ein Schild, das auf eine Burg hinwies, in mein Blickfeld kam. Hm, eine Burg
hatte ich in diesem Urlaub ja noch gar nicht. Also drehte ich kurzentschlossen. Dabei erblickte ich
dann ein weiteres Schild. Darauf wurde eine Sheep Show angepriesen. Aha, dachte ich so bei mir.
Lassen wir uns mal überraschen. 10 Minuten später stand ich dann erst einmal im Stau. Dieser
wurde durch die An- und Abfahrt der Sheep Show Besucher verursacht. Ich schlängelte mich durch
den Verkehr. Als es wieder einmal staute und zwei Männer gerade so passend neben meinem
Auto standen, kurbelte ich das Fenster runter und fragte sie, was den eine „Sheep Show“ ist? Und
ob man hier ein Schaf kaufen könne? Die Männer lachten und meinten, wenn ich wolle, könnte ich
hier sicher ein Schaf kaufen, aber bei einer Sheep Show würden die schönsten Schafe prämiert. Ich
solle es mir doch einfach mal anschauen. Na das lies ich mir nicht zweimal sagen. Ein Parkplatz
war schnell gefunden und schon war ich auf dem Weg zu den Schafen.
Obwohl die Show gut besucht war schaffte ich es gleich einen guten Platz zu bekommen. Von der
Dame neben mir wurde mir erklärt worum es ging. Zwei Juroren wählten aus ca. 20 Schafen die
vier hübschesten aus. Keine Ahnung, was ihre Kriterien waren. Die Dame meinte zwar es wären
das Gebiss, die Hörner und die Wolle. Da die Juroren die meisten Schafe aber nur von hinten
betrachteten, denke ich, es ging nur um die Wolle. Die Show wurde von einem älteren Herren auf
einem offenen Truck kommentiert. Die Dorfbevölkerung schien ihren Spaß zu haben. Ich denke,
letztendlich ging es bei diesem Event eher um die Geselligkeit als um die Preise.
Nach einem halben Stündchen hatte ich genug Schafpopos gesehen und fuhr daher weiter zur
Burg.
Zuerst blieb ich dann aber an einem alten Friedhof hängen.
Der alte Friedhof von Kildavnet beherbergt neben interessanten Hochkreuzen auch sehr viele
namenlose Gräber von Opfern der Hungersnot (1845-1848) sowie eine kleine Gedenkstätte (hier in
der Mitte der unteren Fotos) für die Opfer einer Seekatastrophe von Clew Bay im Jahre 1894. Die
kleine Kapelle stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Da mir so langsam die Zeit davon rannte, schaute ich dass ich weiter kam. Schließlich wollte ich ja
noch zum Castle. Wie sich herausstellte war das Castle kein Castle, sonder ein Tower.
Rein optisch gab der Turm ja wenig her. Irgendwie erinnerte er mich an den Glen Tower, den ich
ein paar Tage vorher besichtigt hatte. Ich muss gestehen, ich war etwas enttäuscht. Nur wegen
einem Turm hätte ich mich nicht auf den Weg gemacht.
Allerdings spinnt sich um den Turm eine ganz nette Story. Der aus dem 15. Jahrhundert
stammende Turm wurde vom O‘Malley-Klan um das Jahr 1429 errichtet. Bekannt wurde der Turm
allerdings als das Zuhause seiner berüchtigtsten Bewohnerin, der legendären Piratenkönigin
Granuaille (Grace O‘Malley, 1530 - 1603). Quelle: Visitachill.com
Jetzt wurde es aber wirklich Zeit mich auf die letzte Fahrt meiner Rundreise zu machen. Gegen
17:00 Uhr erreichte ich
Eigentlich wollte ich ja schon um die Mittagszeit hier gewesen sein, um mir das Städtchen, das auf
dem Reißbrett entstanden ist, anzuschauen. Aber wie immer kam es anders. Obwohl mir nicht
mehr viel Zeit blieb, wollte ich wenigstens einen kleinen Eindruck davon bekommen, was mir in der
nächsten Woche entgehen würde, denn ich ahnte schon jetzt, das für Stadtbesichtigungen hier
keine keine bzw. wenig Zeit bleiben würde. Hier meine Impressionen:
Mit diesen Eindrücken endet diese Rundreise.
Für die nächste Woche hatte ich Bildungsurlaub bei Arbeit und Leben Hessen gebucht. Der Titel
des Bildungsurlaubes war „Mayo - God help us“ frei nach Böll.
Diese Woche habe ich auf der nächsten Seite zusammengefasst.
Die Fotos des heutigen Tages gibt es hier:
Aufgrund von Funden in den Abfallgruben der Häuser geht man davon aus, dass die Besiedelung
etwa zwischen 1750 – 1850 stattfand. Letzte Untersuchungen legen allerdings nahe, dass das Dorf
in verschiedenen Phasen der Inselgeschichte bewohnt war. Einige Häuser wurde wohl auf den
Ruinen älterer Häuser erbaut. Durch archäologische Untersuchungen und historische
Nachforschungen konnte festgestellt werden, dass dieser Ort mindestens seit der anglo-
normannischen Periode im 12. Jahrhundert als Siedlung genutzt wurde. Der Fund eines
megalithischen Grabmals in der Nähe des Dorfes, das aus dem 3. oder 4. Jahrhundert v. Chr.
stammt, deutet darauf hin, dass schon vor 5000 Jahren Menschen in diesem Gebiet siedelten.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde das Dorf wohl zuletzt als „Booley“ Unterkunft der Einwohner von
Dooagh und Pollagh genutzt. Booley Häuser waren die Sommerhäuser der Küstenbewohner. Im
Sommer zogen sie hierher um ihr Vieh auf den Berghängen weiden zu lassen. Während der
Wintermonate zogen sie dann wieder zurück in ihre Häuser an die Küste.
Ausführlichere Infos findet ihr unter visitachill.com und im Irish-net.de
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