Donnerstag, 5.10.2017
Endlich Sonne!
Heute Morgen strahlte sie was das Zeug hält. Ich eilte mich daher mit dem Frühstück, denn ich
wollte vor meiner Abreise noch etwas wandern. Gestern hatte ich noch schnell ausgekundschaftet
wo ich parken konnte. Das Gepäck war schon im Auto, das Zimmer bezahlt, es konnte als los
gehen. Auf diese Wanderung hatte ich mich schon die ganze Tour gefreut. Startpunkt war der
kleine Parkplatz am Dunseverick Castle. Hierher hoffte ich per Bus nach meiner Wanderung
zurückzukommen. Jetzt aber schnell die Wanderschuhe geschnürt und los.
Trotz blauen Himmel zogen die Wolken sehr schnell. Kein Wunder bei diesem Wind. Noch dachte
ich mir aber nichts dabei. Mich faszinieren ja diese Wolkengebilde.
Anfangs war man am Weg noch geschützt von den hohen Ginsterbüschen. Trotz Wind genoss ich
die Sonne. Immerhin hatte ich sie seit ein paar Tagen nicht mehr richtig gesehen.
Endlich an der Küste. Zeit für ein paar Fotos.
Noch stand die Sonne recht tief und ein Großteil der mächtigen Klippen lag noch im Schatten.
Wenn man auf die Wellen achtet, kann man sich recht gut vorstellen, wie heftig der Wind gerade
blies.
Wow, was für eine Aussicht. Ich gratulierte mir selbst für den Entschluss heute noch hier entlang zu
laufen. Es hätte mich zu sehr geärgert, wenn ich - wie eigentlich vorgesehen - heute morgen gleich
weitergefahren wäre.
Inzwischen hatte ich gut 2 - 3 Kilometer hinter mich gebracht. Die Klippenlandschaft wurde immer
schöner und abwechslungsreicher. Port Moon nennt sich diese kleine Bucht. Einstmals gab es hier
eine Lachsfischerei. Geblieben ist heute nur noch die alte Fischerhütte, die 2002 restauriert wurde.
Von meinem erhöhten Standpunkt konnte ich gut den weiteren Verlauf des Weges erkennen. Der
Weg verläuft immer rechts des Zaunes. Der Zaun ist eine Weidezaun, der die dahinter grasenden
Tiere vor den Klippen schützen soll. Für Wanderer hingegen gibt es keinerlei Absicherung .
Wie man auf dem oberen Foto schön sehen kann, war der Weg wegen der Regenfälle der letzten
Tage teilweise auch ganz schön matschig.
Was für eine nette Überraschung! Ich wusste gar nicht, dass hier auch Wasserfälle aus den
Basaltsäulen fließen. Das kleine Wasserfällchen musste ich natürlich heranzoomen.
Wie schade, dass diese Basaltsäulen noch im Schatten lagen. Man kann halt nicht alles haben.
Ich bin ja inzwischen schon einige
Küstenwege gewandert, aber dieser war
mit Abstand der Abwechslungsreichste.
Hinter der Bucht steigt das Gelände
deutlich an. Immer öfters geht es wie hier
gut ausgebaute Treppen hinunter bzw.
hinauf. Ein Schild mit einem abstürzender
Wanderer warnt vor dem Sturz in die Tiefe.
Bei dem momentan herrschenden
heftigen Wind blieb ich sowieso nahe am
Zaun. Die inzwischen über 100 Meter
hohen Klippen flößen auch ohne Wind
Respekt ein.
Der Wind hatte inzwischen Orkanstärke.
Zum Glück wusste ich damals nichts
davon. Darüber wurde ich erst Tage
später aufgeklärt.
Durch diesen heftigen Wind wechselnden
sich Sonne und Wolken jetzt immer öfters
ab und für mich wurde es richtig schwierig,
die Balance beim Fotografieren nicht zu
verlieren. Teilweise klammere ich mich an
den Weidezaun und warte eine oder auch
mehrere Windböen ab.
Dies alles tat der faszinierenden Landschaft aber keinen Abbruch. Durch die vielen Einbuchtungen
eröffnen sich immer wieder tolle Ausblicke auf das Meer und die jetzt immer öfters frei stehenden
Basaltsäulen.
Wäre der blöde Wind nicht gewesen hätte ich die Landschaft noch mehr genossen. So schaute ich,
dass ich schnell weiter kam, denn durch den Wind wurden auch die Temperaturen ungemütlich.
Ich war echt froh, dass ich meinen Mantel mit Fleecefutter angezogen hatte, denn so kam ich auch
in den Genuss der gefütterten Kapuze.
Um den Bericht wenigstens etwas abzukürzen habe ich die nächsten Kilometer in eine Slideshow
gepackt.
Noch schien die Sonne, aber ehe ich mich versah verschlechterte sich das Wetter und ich stand
unter einer Regenwolke. Na klasse! Nicht nur Wind, sondern auch noch regen.
Das war mal wieder typisch Irland.
Was soll ich sagen: Nach wenigen Minuten war der Zauber schon vorbei.
Der Wind blies allerdings immer noch so heftig wie vor dem Regenguss. Ein Gutes hatte es, meine
Klamotten trockneten recht schnell.
Hier eine Stelle, an der ich erst einmal nicht weiter kam. Der Wind blies einfach zu heftig. Ich
klammerte mich regelrecht an einem Zaunpfahl fest und wartete darauf, dass die starken Böen
etwas abflachten um weiter gehen zu können.
Ich könnte mich ja immer noch in den Hintern beißen, dass ich diese Wetterkapriolen nicht gefilmt
habe. Schon alleine der Klang des Windes, wie er über die Gräser rauschte war unheimlich.
So komisch es auch klingen mag, aber ich war richtig froh, das zwei Wanderer hinter mir her liefen.
Nicht dass sie mir hätten helfen können, wenn der Wind mich über die Klippen geweht hätte, aber
wenigstens hätte jemand es gesehen. Wer dort abstürzt, braucht sich keine Sorgen mehr zu
machen.
Als ich diese Felsnadeln erblickte war mir klar, dass das Amphietheater nicht mehr weit sein
konnte. Von hier aus ging es dann stetig bergab.Wenn ihr genau schaut, könnt ihr sehen wo der
Wanderweg weiter ging.
Der Weg führte vorbei an mächtigen Basaltsäulen. Hier waren wir 2013 umgekehrt. Heute wollte
ich wissen, wo der Weg endet.
Da sag mal einer, in Irland gäbe es keine roten Steine. Sogar eine Goldader habe ich entdeckt.
Oder doch nicht?!?
Auch wenn es nicht so aussah, der Weg ging noch weiter, wenn auch nur noch ein kurzes Stück.
Kurz hinter diesem Tor endete der Trail. Da ich mich am Ende mit ein paar Italienern verquatscht
hatte und in dieser Ecke eh alles im Schatten lag, habe ich glatt Vergessen zu fotografieren. Nobody
is perfect. Ich sowieso nicht.
Auch jetzt war der Wechsel von Sonne und Wolken wechselnd. Ich wartete zwar immer eine
Wolkenpause ab, aber bei den Felsnadeln hatte ich nur aus der Ferne Glück. So langsam wurde es
Zeit nach Port Noffer hinab zu steigen.
Interessante Steine lagen hier herum und als ich mich umdrehte erblickte ich die stehenden Säulen
des Amphietheaters
Beim Damm des Riesen war natürlich einiges los.
So beschaulich wie auf dem Wanderweg war es hier leider nicht.
Das hatte ich aber auch nicht erwartet, denn der Causeway gilt
schon seit Jahren als die Nummer 1 der Touristenattraktionen in
Nordirland.
Die Riesensitze, wie die beiden Höcker aus Basaltsäulen genannt werden, ohne Touris zu
fotografieren, erforderte schon etwas Geduld. Ich vertrieb mir die Zeit mit Detailaufnahmen.
Der Faszination dieser Basaltsäulenlandschaft kann man sich wirklich nur schwer entziehen.
Der kleinere der Riesensitze hat optisch auch einiges zu bieten.
Vor Ort war mir gar nicht aufgefallen, dass das Gestein auf dieser Seite eine ganz andere Farbe als
beim großen Sitz aufweist.
Am folgenden Foto kann man sehr schön die unterschiedlichen Gesteinsfarben erkennen.
Ich bedauerte es sehr, dass ich mich langsam auf den Weg machen musste. Gerne wäre ich noch
ein paar Tage geblieben, aber mein Zimmer für heute war in Donegal gebucht und darauf freute
ich mich auch. Jetzt galt es erst einmal zurück zu meinem Mietwagen zu kommen. Dieser stand ja
immer noch auf dem Parkplatz in Dunseverick. Ich machte mich daher auf den Rückweg.
Kaum zu glauben, aber das waren noch lange nicht alle Fotos. Wer noch nicht genug hat klickt
einfach auf die
Den weiteren Weg lief ich zügig zurück. So gegen 12:30 Uhr hatte ich den Parkplatz vom
Besuchszentrum passiert. Kurz darauf hatte ich eine Bushaltestelle im Blick. Da ich aber mal
wieder als Fußgänger Linksverkehr-irritiert war, fragte ich in der Haltestelle ein wartendes Punk-
Mädchen ob ich auf der richtigen Seite nach Dunseverick stehen würde. Das Mädel und noch
weitere Wartende meinten, ich müsse rüber auf die andere Straßenseite zur Haltestelle gehen.
Meine Frage nach dem Bus-Takt konnten sie leider nicht beantworten. Sie meinten, es könne
dauern. Hm, mir lief langsam die Zeit davon. Ich fragte daher nach einem Taxistand. Das Mädel
meinte daraufhin, ich solle doch trampen. TRAMPEN?!? „Dafür bin ich inzwischen zu alt“ antwortete
ich und ging grinsend rüber zur Bushaltestelle. Kaum stand ich dort, sah ich einen Bus kommen.
Als der Bus auf meiner Höhe war winkte ich dem Fahrer. Dieser zeigte aber bedauernd nach oben.
O.k., auf dem Schild stand „Giant‘s Causeway“. Dies war dann wohl seine Endhaltestelle.
Ich war schon fast am gehen als ich sah, dass ein PKW neben mir hielt. Eine Frau fragte mich, ob
ich eine Mitfahrgelegenheit bräuchte? Ich antwortete: „Ja, ich möchte nach Dunseverickt.“ Sie und
ihr Begleiter meinten, „Spring rein, wir bringen dich hin“. Tja, das ist Irland. Das Punk-Mädchen von
der anderen Seite grinste breit als sie sah, dass ich in den Wagen stieg. Auf der Fahrt nach
Dunseverick, die ja nur wenige Minuten (ca. 10) dauerte, meinte das Paar, dass sie öfters Leute
mitnehmen. In Irland auf dem Land scheint Trampen immer noch recht üblich zu sein. Gut für
mich. Am Parkplatz angekommen bedankte ich mich herzlich, wechselte meine Wanderschuhe
und schon war ich auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel. Wo genau ich noch halten wollte,
wusste ich gar nicht. Ich wollte es etwas vom Wetter abhängig machen.
Ein letzter Blick zurück - Schön war es!