Sonntag, 1.10.2017
Weit kam ich an diesem Morgen
nicht. Ich war kaum 20 km gefahren
da platze mir kurz hinter dem
kleinen Ort Newry der linke
Vorderreifen. Wie blöd! Jetzt stand
ich mitten in der Pampa, es regnete
und ich hatte keinen
Handyempfang. In den Häusern
hinter mir regte sich leider auch
nichts und zu allem Übel fand ich
auch den Ersatzreifen nicht. Zu meinem Glück hielt nach einer kurzen Wartezeit schon jemand.
Charles, ein sehr reizender älterer Herr stand mir bei und nahm mich sogar mit zu sich und seiner
großen Familie nach Hause, da wir am Ort der Panne keinen Handyempfang hatten. Auch er
entdeckte den Ersatzreifen nicht, denn dieser befand sich unter einer zweiten Abdeckung im
Kofferraum. Darauf muss man erst einmal kommen.
Die Reifenpanne hatte mich letztendlich einen ½ Tag gekostet und es war noch kein Ende in Sicht.
Dazu aber später mehr.
Das Besichtigungsprogramm für diesen Tag musste ich dann leider komplett streichen.
Der Mann vom Abschleppdienst war sich nicht sicher ob der Reifen, den er ohne den passenden
Adapter für die Radmuttern (der leider nicht beim Ersatzreifen lag) gewechselt hatte, lange halten
würde. Wie ihr euch vorstellen könnt, fuhr ich die nächsten Kilometer mit einem mulmigen Gefühl
im Magen. An einen Abstecher in die schöne Landschaft war da nicht zu denken.
Statt über den schönen Rundweg durch die Mourne Mountains, der mich schon sehr gereizt hätte,
blieb ich auf der mit sichererer erscheinenden B180, die mich über Newcastle nach Belfast bringen
sollte. Da ich die Fahrt aber nicht nur wegen der Reifenpanne im Gedächtnis behalten fuhr ich
wenigstens kurz zum Strand nach
Von Newcastle aus bin ich dann direkt an den Flughafen in Belfast gefahren. Mein Auto bekam ich
allerdings nicht getauscht, da der Typ bei der Autovermietung mir glaubwürdig versicherte, dass
der aufgezogene Reifen halten würde. Außerdem meine er, dass es mich teuer zu stehen
kommen würde, wenn sie den Reifen reparieren würden. Ich sollte mich doch besser in Belfast
nach einer Werkstatt umschauen, um dort den Reifen flicken zu lassen. Da ich schon total entnervt
war ging ich darauf ein. Das sollte ich noch bereuen.
Als nächstes fuhr ich zu meinem reservieren Hotel. Die Parkplatzsuche war echt nervig. Nur durch
Glück fand ich eine Lücke. Inzwischen war es schon 17:00 Uhr. Das hatte ich mir irgendwie anders
vorgestellt. Ich hatte Hunger wie ein Bär. Kein Wunder, bis auf meinen Frühstückskuchen und
einer Banane hatte ich heute noch nichts gegessen. So gegen 17:30 Uhr war ich dann endlich zu
Fuß auf dem Weg in die Innenstadt.
Die Hauptstadt Nordirlands, das ja zu Großbritannien gehört, zeigte sich mir im Dämmerlicht.
Mein erster Eindruck: Wow, ganz schön viele Prachtbauten. Irgendwie hatte ich das nicht erwartet.
An einladenden Restaurants war ich bisher nicht vorbeigekommen.
Hättet ihr gedacht, dass sich hinter dieser Fassade ein Studentenwohnheim verbirgt?
Außer mir waren kaum Fußgänger unterwegs. Auch der Straßenverkehr hielt sich in Grenzen.
Irgendwie etwas unheimlich. Das war schon ein krasser Gegensatz zum quirligen Dublin und dabei
stand in meinem neuen Reiseführer, dass Belfast die Stadt der Jugend sei. Na die schien hier aber
früh ins Bett zu gehen.
Da ich trotz Straßenplan etwas planlos war sprach ich ein Paar an, das mir entgegen kam und
fragte nach einer Restaurantempfehlung. Das sehr nette Paar hatte auch einige Tipps für mich.
Jetzt fühlte ich mich schon etwas besser. Ich war zwar immer noch hungrig, wollte aber erst einmal
noch das Licht, bzw. die Stadtbeleuchtung ausnutzen, um ein paar Fotos zu machen. Essengehen
konnte ich ja immer noch wenn es ganz dunkel war.
So kam es, dass ich erst einmal vor dem imposanten Rathaus von Belfast stand. Wow, ich finde ja,
das sieht aus wie ein Schloss.
Irgendwie war heute der Wurm drin. Ich wurde mir nicht wirklich einig: Essen oder Fotografieren?
Ich tappte noch etwas durch die Gegend.
Als dann selbst in der Einkaufsstraße nur „tote Hose“ war, suchte ich mir langsam etwas zum
Essen. Da ich zu hungrig war um zurück zu gehen, suchte ich etwas in der Nähe. Im
Einkaufszentrum wurde ich dann fündig. Dort gab es einen TGI Friday. Da dieser Laden aber zu
schmuddelig war bin ich gleich wieder raus und gleich gegenüber zu Frankie & Benny's, so einer
Ammi-Pizzakette. Das Steak dort war o.k., mehr nicht. Dafür zichte das Bier und die Bedienung war
freundlich.
Auf dem Heimweg bin ich dann auf ein Absacker-Bierchen im
vorbei. Wow, meiner Ansicht nach ist dies einer der schönsten Pubs Irlands. Schaut selbst:
Erbaut wurde der Pub um 1885. Selbst die Troubles konnten ihm nichts anhaben und so kan man
heute noch seine schnörkelige, viktorianische Ausstattung bewundern. Für eine ganz besondere
Atmosphäre sorgt auch heute noch das sanfte Gaslicht. Ungewohnt für mich waren die sog.
„Snugs“, kleine Separees, in die man sich zurückziehen kann. Da die wenigsten Touris sich in diese
kleinen Abteile setzten, knäult sich alles an der Bar und es war schwierig dort ein nettes Plätzchen
zu bekommen. Trotzdem hat mir mein kurzer Aufenthalt gut gefallen. Ach ja, Belfaster Originale,
wie im Reiseführer versprochen, habe ich hier nicht gesehen.
Hier endet mein erster Tag in der Hauptstadt Nordirlands. Zugegebener Maßen war dieser Tag
ganz anders verlaufen, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Auf so wenig Nachtleben war ich nicht
vorbereitet. Dies lag wohl vor allem daran, dass heute Sonntag war, wurde mir am nächsten Tag
erklärt. Sonntags wäre in Belfast überall tote Hose.